Barrierefreiheit im Web ist längst kein optionales Feature mehr, sondern eine gesetzliche Verpflichtung. Mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) am 28. Juni 2025 müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre digitalen Angebote für Menschen mit Behinderungen uneingeschränkt zugänglich sind. Besonders Betreiber von WordPress-Websites stehen vor der Herausforderung, ihre Seiten entsprechend anzupassen. Doch was genau bedeutet Barrierefreiheit im digitalen Raum, und welche Maßnahmen sind erforderlich, um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden? Dieser Artikel liefert eine detaillierte Anleitung zur Umsetzung der BFSG-Vorgaben für WordPress-Websites.

Inhaltsverzeichnis:
Was ist eine barrierefreie Website?
Eine barrierefreie Website ist eine Internetseite, die für alle Menschen unabhängig von ihren körperlichen oder kognitiven Einschränkungen nutzbar ist. Das bedeutet, dass Personen mit verschiedenen Beeinträchtigungen oder besonderen Bedürfnissen die Inhalte ohne Hindernisse wahrnehmen und bedienen können.
Für wen ist die Barrierefreiheit relevant?
Barrierefreiheit im Web kommt vielen verschiedenen Personengruppen zugute, darunter Menschen mit:

Sehbehinderungen
Dazu gehören Personen mit eingeschränkter Sehkraft, Blindheit oder Farbsehschwächen. Sie sind auf Screenreader, hohe Farbkontraste, flexible Schriftgrößen und aussagekräftige Alternativtexte für Bilder angewiesen.

Hörbehinderungen
Personen mit Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit profitieren von Untertiteln, Transkriptionen für Audioinhalte und alternativen Kommunikationsformen wie Gebärdensprache-Integration.

motorische Einschränkungen
Dazu gehören Personen mit Muskelerkrankungen, Lähmungen, Zittern (z. B. Parkinson) oder anderen Beeinträchtigungen der Feinmotorik, die die Bedienung einer Maus erschweren. Sie benötigen tastaturfreundliche Navigation, Sprachsteuerung oder anpassbare Bedienoberflächen.

kognitive Beeinträchtigungen
Personen mit Lernschwierigkeiten, Aufmerksamkeitsstörungen (z. B. ADHS), Gedächtnisproblemen oder neurologischen Erkrankungen (z. B. Demenz) profitieren von klaren, verständlichen Texten, einer intuitiven Navigation und wenig Ablenkung durch übermäßige visuelle Reize.
Das sind zwar die vier grundlegenden Arten der Einschränkung, allerdings nicht die einzigen, die Menschen beim Nutzen des Internets erleben können. Weitere Beispiele sind:
Ältere Menschen
Mit zunehmendem Alter können sich Sehkraft, Hörvermögen, Motorik und kognitive Fähigkeiten verschlechtern. Barrierefreie Websites helfen Senioren, sich digital besser zurechtzufinden und Informationen leichter aufzunehmen.
Einschränkungen nach Krankheiten oder Unfällen
Nach einem Unfall oder einer Krankheit können zeitweise oder dauerhaft Einschränkungen entstehen, etwa durch Schlaganfälle, Kopfverletzungen oder Rehabilitationsprozesse. In solchen Fällen erleichtert eine barrierefreie Website den Zugang zu wichtigen Informationen und Dienstleistungen.
Nicht-Muttersprachler
Menschen, die eine Sprache nicht perfekt beherrschen, stoßen oft auf Verständnishürden. Einfache Sprache, visuelle Unterstützung und klare Anweisungen helfen ihnen, Inhalte besser zu erfassen.
Warum ist die Barrierefreiheit nun so wichtig?
Barrierefreiheit ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch ein Zeichen für Inklusion und digitale Gerechtigkeit. Laut Statistiken leben in Deutschland 7,8 Millionen Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung, aber darüber hinaus profitieren viele weitere Menschen von barrierefreien digitalen Angeboten. Eine gut zugängliche Website erhöht die Reichweite und Nutzerfreundlichkeit für alle, nicht nur für Menschen mit Einschränkungen.
Was ist das BFSG und wen betrifft es?
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) tritt am 28. Juni 2025 in Kraft und setzt die europäische Richtlinie zur Barrierefreiheit (European Accessibility Act, EAA) in deutsches Recht um. Ziel des Gesetzes ist es, sicherzustellen, dass Produkte und Dienstleistungen für alle Menschen zugänglich sind, insbesondere für Personen mit Behinderungen.
Das Gesetz verlangt, dass betroffene Produkte und Dienstleistungen barrierefrei gestaltet werden. Das bedeutet unter anderem:
- Websites und Apps müssen barrierefrei sein, z. B. durch klare Navigation, Tastaturbedienbarkeit und Alternativtexte für Bilder.
- Hardware und Software müssen für Menschen mit Einschränkungen nutzbar sein, z. B. durch Screenreader-Kompatibilität und anpassbare Bedienoberflächen.
- Selbstbedienungsterminals müssen für alle zugänglich sein, z. B. durch Sprachsteuerung oder taktile Bedienelemente.
Unternehmen sollten sich frühzeitig mit den Anforderungen des BFSG vertraut machen, um rechtzeitig Anpassungen vorzunehmen und mögliche Sanktionen zu vermeiden.
Wen betrifft das BFSG?
Das Gesetz betrifft Hersteller, Händler und Dienstleister, die Produkte oder digitale Dienstleistungen für Verbraucher anbieten. Dazu gehören unter anderem:
- Websites und Apps von Unternehmen und Online-Shops
- Hardware und Software wie Computer, Tablets und Betriebssysteme
- Selbstbedienungsterminals wie Geldautomaten oder Ticketautomaten
- Telekommunikationsdienste und digitale Medienangebote
Kleinstunternehmen, die Dienstleistungen erbringen (weniger als zehn Mitarbeiter und ein Jahresumsatz unter 2 Millionen Euro), sind allerdings von den Bestimmungen ausgenommen.
Welche Standards gibt es in Bezug auf barrierefreie Websites?
In Bezug auf die detaillierten Aspekte der Barrierefreiheit von Webseiten, definiert das BFSG keine eigenen Regeln, sondern orientiert sich nach bereits gegebenen und anerkannten Standards. Genauer gesagt erfolgt die Umsetzung des BFSG auf Basis der WCAG 2.2 (Web Content Accessibility Guidelines) in den Stufen A und AA. Die Standards der WCAG sind die weltweit anerkannten Richtlinien für barrierefreie Websites. Sie definieren z.B. Anforderungen wie Farbkontraste, Tastaturbedienbarkeit und Alternativtexte für Bilder.
Hier einige Standards der Barrierefreiheit, welche direkt oder indirekt in das BFSG mit einfließen:
- WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) – Die weltweit anerkannten Richtlinien für barrierefreie Websites und digitale Inhalte. Die aktuelle Version WCAG 2.2 definiert Anforderungen wie Farbkontraste, Tastaturbedienbarkeit und Alternativtexte für Bilder.
- BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) – Die deutsche Umsetzung der WCAG für öffentliche Stellen, die sicherstellt, dass Behörden-Websites barrierefrei sind.
- ADA (Americans with Disabilities Act) – Ein US-amerikanisches Gesetz, das Barrierefreiheit für digitale und physische Produkte vorschreibt.
- Section 508 – Eine US-Norm für barrierefreie IT-Systeme, die besonders für Software und Webanwendungen relevant ist.
- EN 301 549 – Eine europäische Norm für digitale Barrierefreiheit, die technische Anforderungen für Software, Hardware und Webanwendungen definiert.
- BGG (Behindertengleichstellungsgesetz) – Das deutsche Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, das auch digitale Barrierefreiheit umfasst.
Wie setze ich meine WordPress Website barrierefrei um?
Nun also zum eigentlichen Thema: Wie kann ich meine WordPress Website überhaupt barrierefrei umsetzen. Dazu müssen wir zunächst einmal grundlegende Merkmale einer barrierefreien Website aufzeigen. Eine Website gilt als barrierefrei wenn sie:
- Gut lesbare Texte mit ausreichendem Kontrast und skalierbarer Schriftgröße bietet.
- Alternativtexte für Bilder enthält, damit Screenreader die Inhalte erfassen können.
- Tastaturfreundlich ist, sodass alle Funktionen ohne Maus bedienbar sind.
- Untertitel und Transkriptionen für Videos und Audioinhalte bereitstellt.
- Einfache und verständliche Sprache verwendet, um auch Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Nicht-Muttersprachler einzubeziehen.
- Klare Navigation und Struktur bietet, damit Nutzer sich intuitiv zurechtfinden.
- Kompatibel mit assistiven Technologien wie Screenreadern oder Braillezeilen ist.
Damit hätten wir die essenziellen Ansprüche einer barrierefreien Website geklärt. Nun kommen wir zu den Punkten, wie Sie dies auch tatsächlich erreichen können. Hier sind 8 nützliche Tipps wie Ihre WordPress Website barrierefrei gestalten:
1. Verwendung barrierefreier WordPress-Themes
Das richtige Theme ist die Basis für eine barrierefreie Website. Ein barrierefreies WordPress-Theme stellt sicher, dass die gesamte Benutzeroberfläche den Anforderungen der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1 entspricht und Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen problemlos darauf zugreifen können.

Was zeichnet ein barrierefreies WordPress-Theme aus?
- Klare Struktur und logische Navigation
- Tastaturfreundliche Bedienbarkeit
- Hochkontrastreiche Farbschemata
- Alternativtexte für Bilder und Grafiken
- Kompatibilität mit Screenreadern
- Flexible Schriftgrößen und Anpassbarkeit
Die Auswahl eines barrierefreien Themes ist der erste entscheidende Schritt, um Ihre WordPress-Website gesetzeskonform und für alle Nutzer zugänglich zu machen. Prüfen Sie genau, ob ein Theme wirklich „Accessibility Ready“ ist, und ergänzen Sie es bei Bedarf durch Plugins und manuelle Optimierungen.
Gerne helfen wir Ihnen bei der Auswahl des richtigen Themes und/oder installieren Ihnen gerne unser eigenes, schlankes und modernes Block-Theme und bauen Ihre Website barrierefrei auf.
2. Plugins zur Barrierefreiheit nutzen
Neben der Wahl eines barrierefreien Themes können WordPress-Plugins gezielt helfen, die Barrierefreiheit deiner Website zu verbessern. Mit den richtigen Erweiterungen können Sie Alternative Texte generieren, Tastaturnavigation optimieren, Farbkontraste anpassen und vieles mehr – ohne großen Programmieraufwand.
Hier sind zwei gute Tools, die Ihre WordPress-Website barrierefreundlicher machen:

Dieses Plugin hilft, häufige Barrierefreiheitsprobleme in WordPress zu beheben. Es bietet Funktionen wie Skip-Links, die erleichtern, Seiten mit Screenreadern zu navigieren, Tastaturfreundliche Navigation, automatische Alt-Text-Erkennung für Bilder und Optimierungen für Farbkontraste und Schriftgrößen.

Dieses Plugin bietet eine benutzerfreundliche Oberfläche für die Anpassung von Barrierefreiheitseinstellungen. Mit einer Zugänglichkeitsleiste können Besucher individuell Schriftgrößen, Kontraste und weitere Optionen einstellen. Es unterstützt außerdem ARIA-Attribute für Screenreader und die Optimierung von Formularen für bessere Bedienbarkeit.
Plugins sind eine einfache Möglichkeit, deine WordPress-Website barrierefrei zu gestalten. Viele wichtige Funktionen, wie Tastatur-Navigation, Kontrasteinstellungen und Alternative Bildbeschreibungen, können automatisch verbessert werden. Eine regelmäßige Prüfung der Barrierefreiheit sorgt dafür, dass deine Seite den Anforderungen des BFSG 2025 entspricht und für alle Nutzer optimal zugänglich bleibt.
Allerdings sollten Sie auch darauf achten, Ihre Website nicht mit unnötig vielen Plugins zu überladen. Die Gefahr von Kompatibilitätsproblemen erhöht sich und die Leistungs- und Ladegeschwindigkeit Ihrer Website nimmt ab.
3. Alternativtexte für Bilder einsetzen
Alternativtexte, auch Alt-Tags genannt, sind kurze beschreibende Texte, die Bilder für Personen mit Sehbehinderungen oder für Screenreader nutzbar machen. Sie helfen nicht nur der Barrierefreiheit, sondern verbessern auch die Suchmaschinenoptimierung (SEO), da Google Bilder mit sinnvollen Alt-Tags besser indexiert. Ein guter Alternativtext sollte:
- Klar und präzise sein
Das Bild sollte verständlich beschrieben werden. - Relevante Informationen enthalten
Falls das Bild nur dekorativ ist, kann das Alt-Tag leer gelassen werden. - Keine redundanten Begriffe wie „Bild von…“ oder „Foto von…“ enthalten – Screenreader erkennen es bereits als Bild.
- Schlüsselwörter enthalten,
falls relevant für SEO – Aber nicht mit Keywords überladen.
Hier ein Beispiel für gute Alt-Tags anhand folgendem Bild:

Schlechtes Beispiel:
„Hund im Garten“ oder ähnlich wie Dateiname einfach nur „hund-garten01“
Gutes Beispiel:
„Golden Retriever im Cartoon-Stil spielt auf einer grünen Wiese mit einem roten Ball“
Alternativtexte sind ein essentieller Bestandteil der Barrierefreiheit und helfen Menschen mit Sehbehinderungen, Inhalte zu verstehen. Durch sinnvolle Alt-Tags wird deine WordPress-Website sowohl zugänglicher als auch SEO-freundlicher. Eine regelmäßige Prüfung und Optimierung der Alternativtexte sorgt dafür, dass deine Website die BFSG Anforderungen erfüllt.
4. Tastaturfreundliches Menü verwenden
Nicht jeder Nutzer kann eine Maus bedienen – sei es aufgrund von motorischen Einschränkungen, Krankheiten, Verletzungen oder der Nutzung von assistiven Technologien. Eine tastaturfreundliche Website ermöglicht es Nutzern, sich ausschließlich mit der Tastatur oder Screenreadern durch die Inhalte zu bewegen. Besonders wichtig ist das für Menschen mit Behinderungen, aber auch für Power-User, die bevorzugt mit der Tastatur arbeiten.
Damit eine Website optimal mit der Tastatur nutzbar ist, sollten folgende Punkte umgesetzt werden:
- Alle interaktiven Elemente müssen mit Tab und Enter erreichbar sein
Buttons, Links und Formulare müssen ohne Maus bedienbar sein. Kein versteckter oder schwer zugänglicher Inhalt, der nur per Maus funktioniert. - Deutliche Fokus-Indikatoren für ausgewählte Elemente
Wenn ein Nutzer mit der Tab-Taste navigiert, muss sichtbar sein, welches Element gerade fokussiert ist. Standardmäßig setzt der Browser einen blauen oder schwarzen Rahmen um fokussierte Elemente – dieser sollte nicht bewusst entfernt werden. - Skip-Links für schnelle Navigation
Skip-Links sind versteckte Links, die es Nutzern ermöglichen, direkt zu wichtigen Bereichen der Seite zu springen (z. B. zum Hauptinhalt, ohne durch das Menü zu navigieren). - Dropdown-Menüs sollten mit Pfeiltasten bedienbar sein
Falls Ihre Website ein Navigationsmenü mit Unterpunkten hat, müssen Nutzer es mit den Pfeiltasten öffnen und schließen können - Keine Mausabhängigen Funktionen ohne Alternative
Funktionen wie „Hover-Menüs“ müssen auch mit der Tastatur zugänglich sein. Tooltips sollten per Tastatur aktivierbar sein, nicht nur durch Mouseover.
5. Farbkontraste optimieren
Farbkontraste sind essenziell für die Lesbarkeit und Zugänglichkeit einer Website. Besonders Menschen mit Sehbehinderungen, Farbfehlsichtigkeit (z. B. Rot-Grün-Schwäche) oder ältere Personen benötigen klare Kontraste, um Inhalte gut erkennen zu können.
Damit Texte und Elemente gut sichtbar sind, sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Text-zu-Hintergrund-Kontraste beachten
Die Farbunterschiede zwischen Text und Hintergrund sollten stark genug sein. Empfohlener Mindestkontrast:
Normaler Text: Verhältnis mindestens 4,5:1
Großer Text (ab 18px fett oder 24px normal): mindestens 3:1 - Farben niemals als alleinige Information verwenden
Fehler- oder Warnmeldungen sollten nicht nur durch Farben (z. B. „Rot = Fehler“) kommuniziert werden. Immer Symbole oder Text ergänzen, um die Bedeutung zu verdeutlichen. - Dunkle Texte auf hellem Hintergrund bevorzugen
Schwarzer oder dunkler Text auf weißem oder hellem Hintergrund ist für die meisten Nutzer am besten lesbar. Umgekehrt funktioniert auch ein heller Text auf dunklem Hintergrund, wenn der Kontrast stark genug ist. - Hintergrundbilder und Transparenzen vorsichtig einsetzen
Falls Text über einem Bild liegt, sollte ein halbtransparenter Hintergrund verwendet werden. Alternativ kann ein Farb-Overlay helfen, die Lesbarkeit zu verbessern. - Farben mit Bedacht wählen
Farben sollten angenehm für die Augen sein, kein greller Neon-Look. Farbpaletten mit hohen Kontrasten nutzen (z. B. Blau und Weiß).



Unser Tipp:
Sie können das kostenlose Online-Tool „WAVE“ verwenden, um die Farbkontraste (und vieles mehr) Ihrer Website zu testen und zu optimieren.
Optimierte Farbkontraste sorgen für bessere Lesbarkeit, Barrierefreiheit und eine angenehme Nutzererfahrung. Mit einfachen Tests und Anpassungen in Ihren WordPress Theme-Einstellungen können Sie sicherstellen, dass Ihre Website für alle Nutzer zugänglich ist und die BFSG-Anforderungen erfüllt.
6. Untertitel und Transkriptionen für Multimedia-Inhalte verwenden
Multimedia-Inhalte wie Videos und Podcasts sind ein fester Bestandteil moderner Websites. Doch viele Menschen können audiovisuelle Inhalte nicht uneingeschränkt nutzen – sei es aufgrund von Hörbehinderungen, sprachlichen Barrieren oder weil sie sich in einer Umgebung befinden, in der Ton nicht möglich ist (z. B. in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Büros).
Untertitel und Transkriptionen sind zentrale Bestandteile der digitalen Barrierefreiheit und sorgen dafür, dass alle Nutzer die Inhalte vollständig verstehen können.
Damit Videos und Audioformate optimal zugänglich sind, sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Untertitel sollten genau und synchron sein
Untertitel müssen exakt das gesprochene Wort wiedergeben und zeitlich korrekt platziert sein. Soundeffekte [Applaus] oder [Musik spielt] sollten bei Bedarf ergänzt werden - Transkriptionen für reine Audioinhalte bereitstellen
Podcasts oder Interviews ohne Video sollten zusätzlich als vollständiger Text angeboten werden. Der Text sollte klar gegliedert sein, Sprecherwechsel sollten gekennzeichnet werden. - Option für „Live-Untertitel“ bei Videos anbieten
Nutzer sollten wählen können, ob sie Untertitel sehen möchten. Plattformen wie YouTube bieten bereits automatische Untertitel, sollten aber dennoch manuell geprüft und ggf. korrigiert werden. - Einfache Sprache für bessere Verständlichkeit
Zu lange und komplizierte Sätze vermeiden. Verständliche Formulierungen für ein breites Publikum verwenden. - Mehrsprachige Untertitel anbieten
Falls möglich, sollten Untertitel nicht nur in Deutsch, sondern auch in weiteren Sprachen verfügbar sein. Dies hilft Nicht-Muttersprachlern, die Inhalte leichter zu verstehen.
Untertitel und Transkriptionen sind essenziell, um Videos und Audiodateien für alle zugänglich zu machen. Sie helfen nicht nur Menschen mit Hörbehinderungen, sondern auch Nicht-Muttersprachlern und Personen in lärmsensiblen Umgebungen. Durch die richtige Umsetzung in WordPress, z.B. mit unseren oben genannten Plugins, lässt sich die Barrierefreiheit effizient gewährleisten.
7. Formulare barrierefrei gestalten
Formulare sind ein zentraler Bestandteil vieler Websites – sei es für Kontaktanfragen, Newsletter-Anmeldungen, Bestellungen oder Buchungen. Doch oft sind sie für Menschen mit Seh-, Motorik- oder kognitiven Einschränkungen schwer zu bedienen. Barrierefreie Formulare ermöglichen es allen Nutzern, problemlos mit der Website zu interagieren.
Damit Formulare für alle zugänglich sind, sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Klare und sichtbare Feldbeschriftungen (Labels)
Formularfelder sollten immer eine sichtbare Beschriftung haben, nicht nur Platzhaltertexte. Screenreader erkennen Platzhalter nicht zuverlässig, daher ist ein Label-Element wichtig. - Fokus-Indikatoren für Formularfelder
Wenn ein Nutzer mit der Tastatur navigiert, sollte deutlich sichtbar sein, in welchem Feld er sich gerade befindet. Standardmäßige Fokusrahmen (schwarze Ränder bei Eingabefeldern) sollten nicht entfernt, sondern vielmehr hervorgehoben werden. - Fehlermeldungen verständlich darstellen
Fehlerhinweise dürfen nicht allein durch Farben (z. B. „roter Text = Fehler“) vermittelt werden. Stattdessen sollten klar formulierte Hinweise erscheinen. Hier ein Beispiel:
Schlecht: „Fehler! Bitte korrigieren.“
Gut: „Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen vollständig ein.“ - Tastaturbedienung sicherstellen
Alle Felder und Buttons müssen mit der Tab-Taste erreichbar sein. Dropdown-Menüs müssen mit Pfeiltasten bedienbar sein. - Kontrastreiche Gestaltung für bessere Lesbarkeit
Formulartexte und Feldrahmen sollten gut sichtbar sein. Beispiel: Schwarze Schrift auf weißem Hintergrund mit deutlich erkennbaren Eingabefeldern. - Zusätzliche Hilfestellung bieten (ARIA-Attribute & Hinweise)
Sogenannte ARIA-Attribute helfen Screenreadern, Nutzern gezielt Anleitungen zu geben.
Barrierefreie Formulare sorgen dafür, dass alle Nutzer Inhalte ausfüllen und absenden können, unabhängig von motorischen oder sensorischen Einschränkungen. Mit klaren Labels, Tastaturbedienbarkeit, verständlichen Fehlermeldungen und kontrastreichen Designs wird Ihre WordPress-Website noch inklusiver.
Gute Online-Tools um die Barrierefreiheit Ihrer Website zu testen
Hier sehen Sie ein paar nützliche, automatisierte und kostenlose Online-Tools, mit welchen Sie Ihre Website auf Barrierefreiheit in Bezug auf verschiedener Aspekte testen können:
WAVE – Web Accessibility Evaluation Tool
WAVE analysiert und erkennt Probleme wie fehlende Alternativtexte, geringe Farbkontraste, unstrukturierte Überschriften und fehlerhafte Formularbeschriftungen. Es bietet eine visuelle Darstellung von Barrierefreiheitsproblemen direkt im Browser, sodass Entwickler und Designer gezielt Verbesserungen vornehmen können. Das Tool liefert detaillierte Berichte sowie Lösungsvorschläge zur Optimierung der Website.
Google Lighthouse (Page Speed Insights)
Google Lighthouse ist ein Open-Source-Tool zur Analyse von Websites, das verschiedene Aspekte wie Performance, Barrierefreiheit, SEO, Best Practices und Progressive Web Apps bewertet. Es führt umfassende Tests durch, identifiziert Probleme und gibt detaillierte Verbesserungsvorschläge. Das Tool erkennt langsame Ladezeiten, fehlende Alternativtexte, unzureichende Farbkontraste, schlechte Code-Strukturen und SEO-Optimierungspotenziale.
Skynet Free Accessibility Checker
Das Tool überprüft die Barrierefreiheit von Websites gemäß internationalen Standards. Es scannt Webseiten auf Kriterien wie Farbkontraste, fehlende Alternativtexte, fehlerhafte ARIA-Attribute, unstrukturierte HTML-Elemente und defekte Links. Das Tool erstellt einen detaillierten Bericht über die erkannten Probleme und deren Auswirkungen auf Nutzer mit Behinderungen, sodass Entwickler gezielt Verbesserungen vornehmen können.
Accessibility Checker
Der Accessibility Checker ist ein leistungsstarkes Online-Tool zur Überprüfung der Barrierefreiheit, basierend auf internationalen Standards ähnlich wie das Tool von Skynet. Durch das Scannen einer URL erkennt das Tool Probleme wie fehlende Alternativtexte, schlechte Farbkontraste und Navigationsschwierigkeiten. Zusätzlich liefert es Erklärungen und Lösungsvorschläge, um Websites inklusiver und konform mit gesetzlichen Vorgaben zu gestalten.
WCAG Contrast Checker
Der WCAG Contrast Checker ist ein Online-Tool, um Farbkontraste gemäß den WCAG-Richtlinien zu testen. Es hilft dabei, sicherzustellen, dass Texte und Hintergründe ausreichend Kontrast haben, damit sie für alle Nutzer – insbesondere Menschen mit Sehbehinderungen – gut lesbar sind.
Fazit:
Mit barrierefreien WordPress Websites erreichen Sie mehr Menschen
Barrierefreiheit ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch eine Chance, deine Website für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Eine barrierefreie Website verbessert die Nutzererfahrung, stärkt deine Markenreputation und kann sogar deine SEO-Rankings positiv beeinflussen. Mit den richtigen Maßnahmen und Tools können Sie sicherstellen, dass Ihre WordPress-Website den Anforderungen des BFSG entspricht und für alle Menschen nutzbar ist.
Wir hoffen dieser Artikel gibt Ihnen einen ersten, verständlichen Einblick darin, welche Maßnahmen zur Umsetzung der barrierefreien Website notwendig sind. Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Tools Sie nutzen sollen, oder allgemeine Fragen zu diesem Thema haben, dann nehmen Sie gerne Kontakt auf! Gerne helfen wir unverbindlich bei der Klärung Ihrer Anliegen.